In der aktuellen ZEIT habe ich ein hochinteressantes Interview mit der Leipziger Neuropsychologin Angela Friederici gelesen. Sie erforscht, wie Kinder Sprache lernen und hat dabei herausgefunden: Siebenjährige verstehen den Satz „Den Bär schubst der Tiger“ nicht. Und zwar, weil das Objekt am Anfang steht – „Der Tiger schubst den Bär“ wäre somit kein Problem.

Friedericis Hypothese: Das „Nervenfaserbündel“, das die beiden für Grammatik und Wörter zuständigen Gehirn-Regionen verbindet, ist bei Siebenjährigen noch zu schwach ausgeprägt.

Ich musste bei der Interview-Lektüre sofort an den großen Sprachkritiker Wolf Schneider denken, der die Satzstruktur „Subjekt – Prädikat – Objekt“ als „die logischste und am leichtesten verständlichste“ einstuft.

Der Haken an der Sache ist natürlich, und auch darauf hat Schneider hingewiesen: Wenn wir allen Sätzen diese naheliegende Struktur geben, werden unsere Texte unerträglich monoton. Dagegen hilft beispielsweise, dem Subjekt eine Konjunktion („Als der Tiger den Bär schubste…“) oder Ortsangabe voranzustellen

Auch Objekte sind erlaubt (zumindest in Texten für Erwachsende). Aber bitte wohldosiert: Laut Schneider sollten Autoren aber „nur ausnahmsweise“ auf diese Weise in einen Satz starten – und unbedingt verhindern, dass Leser das Objekt zunächst für das Subjekt halten („Die Versuche der CDU, einen Keil zwischen SPD und FDP zu treiben, hat der FDP-Vorsitzende scharf verurteilt.“)  Das, so Schneider, sei „vollends unerträglich“.