Die Finanzminister der Bundesländer haben auf ihrer Jahreskonferenz am 24./25. Mai in Goslar Bahnbrechendes beschlossen: Beamte sollen sich in Zukunft verständlicher ausdrücken. Zu diesem Zweck wird eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Bürgerfreundliche Sprache“ eingerichtet.

Eine Umfrage habe gezeigt, sagt NRW-Finanzminister und Initiator Lutz Lienenkämper, „dass 61 Prozent der Bürger häufig Probleme haben, die amtliche Sprache zu verstehen.“

Kein Wunder: Das Repertoire deutscher Finanzbeamter besteht aus einem bunten Potpourri von nebulösen Begriffen und Formulierungen; da werden Anträge „abschlägig beschieden“, „Rechtsbehelfsbelehrungen erteilt“ und Entscheidungen unter den „Vorbehalt der Nachprüfung“ gestellt.

Leseempfehlung: „Rotkäppchen auf Amtsdeutsch“

Und bisweilen treibt der Beamtenjargon skurrile Blüten; zu meinen Favoriten gehören die Satz-Kreationen „Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar“ und „Stirbt ein Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet“.

Besonders zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang übrigens die Satire Rotkäppchen auf Amtsdeutsch („Im Kinderanfall unserer Stadtgemeinde ist eine hierorts wohnhafte, noch unbeschulte Minderjährige aktenkundig, …“), die auch die Neigung zu Schachtelsätzen, Nominal- und Passivkonstruktionen wunderbar illustriert.

Zur Ehrenrettung der Finanzbeamten sei jedoch gesagt: In vielen Fällen kann man ihnen kaum einen Vorwurf machen. Denn zahlreiche Steuervorschriften sind derart kompliziert, dass es kaum möglich ist, sie verständlich zu erklären. Die Finanzminister sollten deshalb nicht nur an Formulierungen feilen lassen, sondern das Problem zugleich bei der Wurzel packen – und das Steuerrecht vereinfachen.

Einfaches lässt sich bekanntlich einfacher einfach erklären.