[vc_row][vc_column][vc_column_text]Der FDP-Grande Wolfgang Kubicki hat seine Partei scharf kritisiert: In der Ansprache der Wähler gebe es zu viele „Anglizismen“ und zu wenig Emotionalität. „Unsere Sprache ist oft zu technokratisch.“

Kubicki hat Recht, aber die FDP steckt in einem Dilemma. Denn während Linke soziale Wohltaten ankündigen, Rechte die Volksgemeinschaft beschwören und Grüne die Welt retten, haben Liberale keine bequemen Heilsversprechen im Angebot. Sie nehmen die Menschen in die Pflicht; Eigenverantwortung ist der Preis der Freiheit.

Damit erreichen sie oft das Hirn, aber selten das Herz. Was tun?

Eine klare, verständliche, schnörkellose Sprache, wie sie der liberale Philosoph Karl Popper propagierte, ist gut, aber nicht gut genug. Drei Faktoren müssen hinzukommen, um positive Emotionen zu wecken und (auch) die Herzen zu erreichen.

Drei Schritte bis ins Herz – ein Leitfaden für Liberale unterschiedlicher Couleur

Erstens: Liberale sollten öfter deutlich machen, wofür sie sind – und nicht, wogegen. Das wird leichter, wenn sie sich zurückbesinnen auf die Wurzeln des Liberalismus, auf Vordenker wie Friedrich von Hayek, Ralf Dahrendorf oder eben Popper. Denn dann dürfte vielen wieder klar werden, dass sie gar nicht gegen Bürokratie, Steuern und mehr Staat sind – sondern für die Freiheit (abgesehen von Ego- bzw. Trivialliberalen, die Politik für den eigenen Vorteil machen).

Aus dieser Perspektive entstehen Botschaften, in deren Mittelpunkt der Mensch und seine Entfaltung steht. Kritik an der Vermögensteuer kommt dann nicht als Egoismus, Besitzstandswahrung oder gar Staatsfeindlichkeit daher, sondern als Einsatz für Menschen, die sich mit Fleiß und Mut ein Vermögen aufgebaut haben – und die Früchte harter Arbeit genießen wollen.

Zweitens: Liberale müssen nicht gleich von summenden Bienen säuseln, sollten aber die Scheu ablegen vor Adjektiven, Metaphern und starken Verben. „Frei entfalten“ klingt nett, aber Menschen wollen Lebensträume verwirklichen, ihres Glückes Schmied sein oder eben die Früchte harter Arbeit genießen. Und wenn Angst „der hinterhältigste Dämon gegen unsere Freiheit“ ist (Gerhart Baum), spricht daraus die Leidenschaft eines Freiheitskämpfers – und keine kalte Rationalität.

Drittens: Die leidenschaftlichste Sprache hilft wenig, wenn politische Forderungen nur auf die Starken abzielen. Ein „mitfühlender Liberalismus“, wie ihn Christian Lindner 2013 angekündigt hat, würde den Weg in die Herzen ebnen. Liberale müssten dazu verstärkt jene adressieren, die auf Solidarität angewiesen sind – und auf diese Weise deutlich machen, dass der Liberalismus die Menschen in Ruhe lässt, aber nicht im Stich.

 

Spoiler: Ich bin, jedenfalls bisher, kein FDP-Wähler. Aber ein Liberaler. Und ich bin überzeugt: Da Populisten Sprache gezielt und erfolgreich einsetzen, um Emotionen zu schüren, sind Liberale unterschiedlicher Couleur jetzt auch sprachlich besonders gefordert. Klare, authentische und überzeugende Botschaften sind wichtiger denn je. Aber bitte ohne schamlose Vereinfachungen und dreistes Framing.

 

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