[vc_row][vc_column][vc_column_text]Wenn es um Quartals- und Jahresberichte börsennotierter Unternehmen geht, liefern Journalisten selten sprachliche Glanzleistungen ab: Immer wieder ist die Rede von „schockierten Märkten“, „abgelaufenen Schonfristen“ und Aktienkursen, die „in den Keller“ rauschen – eine seltsame Mischung aus schiefen Metaphern und Alarmismus.

Das ist kein Zufall, sondern die Folge von Zeitdruck und bisweilen mangelnder Reflexion: Einige Kollegen übernehmen kurzerhand den Duktus der Finanzanalysten, die als unabhängige Experten gelten. Doch de facto sind sie die Sprachrohre institutioneller Investoren, denen Shareholder-Value-Denken und der Blick auf kurzfristige Aktienkursentwicklungen im Blut liegen.

Die Reflexe der Finanzanalysten

Auf sinkende Quartalsgewinne und/oder Dividenden reagieren sie deshalb reflexhaft mit scharfer Kritik – selbst wenn sie Folge von Zukunftsinvestitionen im Zuge der digitalen Transformation sind.

Wir Journalisten sollten deshalb weder Haltung noch Jargon der Analysten voreilig übernehmen, sondern uns zunächst fragen: Hat das Unternehmen in die Zukunft investiert, zum Beispiel in Form von Weiterbildung, Forschung oder den Kauf hoffnungsvoller Startups? Und umgekehrt: Haben die Vorstände hohe Gewinne erkauft, indem sie auf Zukunftsinvestitionen verzichteten?

Schließlich schreiben wir nicht exklusiv für Investoren, sondern für alle Interessengruppen rund ums Unternehmen (neudeutsch: „Stakeholder“) – von Mitarbeitern über Lieferanten bis hin zu Kunden. Und die meisten von ihnen interessieren sich nicht für kurzfristige Gewinne, sondern für langfristige Aussichten. Wer nachplappert, was Analysten sagen, wird seiner Aufgabe deshalb nicht gerecht.

 

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