Es ist also vollbracht: Die SPD-Mitglieder haben für die GroKo gestimmt. Ich persönlich finde das gut, weil wir eine stabile Regierung brauchen und weil Schwarz-Rot einige (wenn auch zu wenige) wichtige Reformen umsetzen wird.

Dass sich Letzteres bislang nicht allzu weit herumgesprochen hat, liegt meines Erachtens auch am redaktionellen Versagen der neuen Partner: Sie haben einen Koalitionsvertrag verfasst, der aus 179 eng beschriebenen Seiten besteht, aber keine leserfreundliche Zusammenfassung enthält. Schon das wird viele Bürger abschrecken, sich aus erster Hand zu informieren.

Und von denen, die es wagen, dürfte mancher nach wenigen Seiten erschöpft aufgegeben. Denn zahlreiche Passagen sind sperrig formuliert oder gar unverständlich; es wimmelt vor Schachtelsätzen, Fachwörtern („Interoperabilitätsverpflichtung“) und dem unsäglichen Nominalstil, der Texte so statisch, langweilig und schwer lesbar macht.

Die Sprache sei „bürgerfern“, konstatiert die Uni Hohenheim folgerichtig in einer Studie.

Die SPD hat übrigens schon während der Verhandlungen eine Neigung zu hölzernem Bürokratendeutsch offenbart, als sie eine „Härtefallregelung für den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte“ und die „Abschaffung der sachgrundlosen Befristung“ propagierte.

Das muss man erstmal schaffen: Ausgerechnet, wenn es um Menschenrechte und gesellschaftlichen Zusammenhalt geht, klingt die SPD bürokratisch-teilnahmslos, fast schon kalt. Auch das liegt natürlich vor allem am Nominalstil. Verbal formuliert und ohne technische Termini klängen die Anliegen jedenfalls gleich ganz anders („Flüchtlingsfamilien zusammenführen“, „mehr unbefristete Arbeitsplätze schaffen“).

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