Die Kandidatur von Friedrich Merz für das Amt des CDU-Chefs hat erneut gezeigt, dass Deutschlands größter Privat-Vermieter Vonovia ein schweres Imageproblem hat. Als Aufsichtsratschef des Vonovia-Großaktionärs BlackRock sei Merz de facto mitverantwortlich für unsoziale Mieterhöhungen und rasant steigende Mieten, schallte es aus den sozialen Medien.

Auf Twitter verstieg sich jemand sogar zu der Aussage, dass „die Miethaie“ mit Merz „einen Lobbyisten an entscheidender Stelle“ bekämen.

Bei allem Grund, genau hinzusehen: Das ist mir zu pauschal. Denn erstens ist BlackRock nicht die Speerspitze des angelsächsischen Finanzkapitalismus, sondern ein vergleichsweise langfristig orientierter Investor, der zum Beispiel auf höhere Frauenquoten, mehr Klimatransparenz und niedrigere Managergehälter drängt.

„Da waren wir ganz Ingenieure“

Und zweitens geht mir auch der Vorwurf gegen Vonovia zu weit. Sicher: Wir können und sollten diskutieren, welche gesellschaftlichen Risiken es birgt, wenn sich der Staat aus dem Wohnungsbau zurückzieht und immer mehr Immobilien börsennotierten Unternehmen gehören (die unter mehr oder weniger hohem Renditedruck stehen.)

Aber wenn ein Unternehmen – wie Vonovia – Wohnungen modernisiert und danach die Mieten anhebt, wird es dadurch noch nicht zum „Miet-Hai“ (zumal solche Modernisierungen im Kampf gegen den Klimawandel wichtig und damit in unser aller Interesse sind).

Allerdings hat es Vonovia versäumt, die Motive nachvollziehbar zu erklären. Man habe im Zuge des Modernisierungsprogramms vor allem „überlegt, wie wir das technisch umsetzen, da waren wir ganz Ingenieure“, räumte Vorstandschef Rolf Buch jüngst im „Spiegel“ ein. „Wir haben vernachlässigt, darüber nachzudenken, wie wir die Mieter abholen.“

Wer Menschenfreund sein will…

Diese erhielten deshalb bürokratisch formulierte und technokratisch anmutende Standardschreiben, die laut Buch insgesamt 40 Seiten umfassten – und „irgendwo in der Mitte“, so Buch, hätten die Mieter dann erfahren, wie stark die Miete voraussichtlich steigen wird.

Das zeigt: Wer Menschenfreund sein will, darf sprachlich nicht als Technokrat daherkommen. Neben der Fähigkeit zu verständlichen Formulierungen ist dafür vor allem Empathie gefragt. Denn wenn ein Autor in der Lage ist, sich in den Empfänger hineinzuversetzen, trifft er meist den richtigen Ton – und weiß zudem, welche Informationen aus dessen Sicht besonders wichtig sind.

Das wiederum macht es leichter, Briefe leserfreundlich zu strukturieren und wichtige Fragen am Anfang zu beantworten. Wer das nicht macht, erweckt dagegen den Eindruck, er wolle um den heißen Brei herumreden oder gar Gemeinheiten im Kleingedruckten verstecken.